Markus Zehnder, «Exegetische Beobachtungen zu den David-Jonathan-Geschichten», Vol. 79 (1998) 153-179
This article presents a compelling discussion of the texts which S. Schroer and T. Staubli claim to show a homosexual relationship between David and Jonathan. Through the study of vocabulary and narrative the author points out weaknesses in their argumentation and shows that theirs is not the only, or the most plausible, interpretation.
Ausschmückung zu rechnen 8. Zudem kann nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden, dass die My#$n tbh) nicht etwa auch die Liebe der Mutter zu ihren Kindern meint 9. Wenn aber mit dem Terminus My#$n tbh) auch auf diese Art von Liebe referiert wird, ist die Annahme des Vorhandenseins einer erotischen Komponente in diesem Ausdruck nicht zwingend; um so weniger besteht dann noch Anlass, die damit in eine Komparationsrelation gesetzte hbh) zwischen David und Jonathan in einem erotischen Sinn zu verstehen.
b) Auch in bezug auf das Verb bh) ist der Befund komplexer, als es ein auf die Belege in 1 Sam 18,1 und 20,17 begrenzter Augenschein erwarten lässt. Im ganzen Alten Testament lässt sich hbh) 141mal belegen. Von diesen 141 Belegen entfallen 81 auf Beziehungen zwischen Mensch und Gott oder zwischen Mensch und Mensch, wobei die zwischenmenschlichen Beziehungen mit 54 Belegen überwiegen. Von diesen 54 wiederum referieren 30 auf Beziehungen, bei denen eine sexuelle Komponente impliziert ist oder wenigstens nicht ausgeschlossen werden kann 10. Zu vermerken ist, dass es sich bei allen diesen Belegen 11 um Belege handelt, die auf Beziehungen zwischen einem Mann und einer Frau, nie zwischen Personen des gleichen Geschlechts, Bezug nehmen. Rein quantitativ ist also die Erwartung, dass mit bh) in 1 Sam 18,1 und 20,17 eine die sexuelle Komponente einschliessende Beziehung gemeint sein kann, ohne weiteres möglich, aber keineswegs zwingend; dagegen lässt die Beobachtung, dass an all den Stellen, an denen bh) eine sexuelle Komponente einschliesst oder einschliessen kann, nur Mann-Frau-Beziehungen im Blick stehen, die Erwartung, dass auch