David Volgger, «Die Adressaten des Weisheitsbuches», Vol. 82 (2001) 153-177
This article examines the positions of scholars with regard to the addressees of the Book of Wisdom. It turns out that, generally speaking, neither ‘Pagans’ nor ‘Jews’ are the recipients of the Book of Wisdom. If Wisdom cannot be considered primarily a political work, the Book’s instruction to its addressees, ‘Kings and Rulers’, seems rather to point to a literary model in ancient Jewish texts from the 1st century B.C. to the 1st century A.D. Our knowledge of the primary recipients of the writings of Philo of Alexandria and Flavius Josephus confirms this. The themes of ‘conversion’ and ‘changing one’s approach’ give these texts, especially the Book of Wisdom, a very particular orientation. Appropriate addressees are above all pagans who are well-off and culturally involved, and who show an interest in Jewish traditions.
Nach den jüdisch-römischen Auseinandersetzungen in den Jahren 66-70 n. Chr. kam Josephus als Gefangener nach Rom, wo er sich alsbald günstiger Lebensumstände erfreuen konnte, die er dazu nützte, dem römischen Publikum die Geschichte des jüdischen Volkes in mehreren Werken darzustellen. Im Vorwort zu seinem umfangreichsten Werk, den ‘Antiquitates’, das er 93 n. Chr. beendete, erwähnt Josephus lobend den Kulturmäzen König Ptolemäus II. Dieser habe aus Wißbegierde jüdische Gesetzesbücher, die der damalige Hohepriester Eleasar zur Verfügung stellte, in Alexandria ins Griechische übertragen lassen (Ant. 1.10-11). Josephus als Verfasser der ‘Antiquitates’ sieht sich somit in der Funktion eines Hohepriesters, der im Wissen um die wertvollen Inhalte der Gesetzesbücher nichts davon vor den alexandrinischen Ptolemäern verbarg (Ant. 1.11-12). Die Rolle des königlichen Kunstmäzens erfüllt für Josephus u. a. ein gebildeter und reicher Mann namens Epaphroditus (Ant. 1.8). Dieser sei in großen Angelegenheiten und vielfältigen Schicksalen erfahren gewesen. Das bedeutet, dass Epaphroditus am politischen Leben, d.h. am kaiserlichen Verwaltungsapparat im weitesten Sinne beteiligt war. Ob dieser Epaphroditus mit dem gleichnamigen Sekretär Neros zu identifizieren ist, kann aus den Quellen nicht positiv bestätigt werden45. Dennoch scheint dieser Identifizierungsvorschlag das soziale Milieu anzugeben, in dem Josephus seine Schriften vortragen konnte. Ein gebildeter, politisch erfahrener Kreis von Nichtjuden scheint sich am Ende des 1. Jh. n. Chr. für die jüdische Tradition in hellenistischem Kleid zu interessieren. Unter den Sympathisanten jüdischer Traditionen befinden sich hohe römische Beamte wie z. B. die zwei Konsulen T. Flavius Clemens mit Gattin Flavia Domitilla und M. Acilius Glabrio. Zur Zeit des Kaisers Domitian wurden beide hingerichtet und die Gattin Domitilla des Landes verwiesen. Als Grund dafür gibt Cassius Dio (67,14.2) die judaisierenden Tendenzen dieser Personen an46. Dies beweist, dass in Rom zumindest einige