Markus Zehnder, «Exegetische Beobachtungen zu den David-Jonathan-Geschichten», Vol. 79 (1998) 153-179
This article presents a compelling discussion of the texts which S. Schroer and T. Staubli claim to show a homosexual relationship between David and Jonathan. Through the study of vocabulary and narrative the author points out weaknesses in their argumentation and shows that theirs is not the only, or the most plausible, interpretation.
hinweisen, dass der Beziehung zwischen Jonathan und David eine politische Dimension eignet. Zu diesen Elementen gehört die Übergabe von Mantel und Rüstung, Schwert, Bogen und Gürtel, von der in 1 Sam 18,4 berichtet wird. Dass es hier nicht einfach um ein Freundschaftszeichen in dem Sinn geht, dass der Geber anzeigt, wie sehr er dem Empfänger sich selber geben möchte, sondern um einen Akt mit politischen Implikationen, zeigt etwa der Vergleich mit 2 Kön 11,10 46. Weiter ist darauf hinzuweisen, dass in den Begegnungen zwischen Jonathan und David, von denen in 1 Sam 20 und 23 die Rede ist, politische Themen eine wesentliche Rolle spielen. Nicht um Liebeständeleien geht es in 1 Sam 20, sondern um den Schutz Davids vor der politischen Verfolgung durch Saul. Und die wesentlichen Worte, die in diesem Gespräch gewechselt werden, weisen weit über eine rein persönliche Beziehung hinaus: Mit dem Wunsch Jonathans, dass Jhwh mit David sein möge, wie er mit seinem Vater gewesen ist (V. 13), wird auf die Übernahme des Königtums durch David Bezug genommen. In V. 14-16 wird ebenfalls die Situation vorausgesetzt, dass David als Nachfolger Sauls das Königsamt innehat. Auf die politische Dimension der Beziehung weist weiter die Proskynese Davids vor Jonathan, von der in V. 41 berichtet wird. Ebenso weist die Ausdehnung des Geltungsbereichs der Bundes auf die Nachkommen Davids und Jonathans auf eine Dimension der Beziehung, die über die persönliche Ebene hinausragt. Die in 1 Sam 23 berichtete Begegnung zwischen Jonathan und David hat ihren Skopus in der politischen Weissagung Jonathans, dass David und nicht er selber König über Israel sein werde (V. 17). In diesem Kapitel verschwindet der persönlich-emotionale Aspekt der Beziehung ganz.
c) Insgesamt dürfte die Art der politischen Ebene der Beziehung zwischen Jonathan und David so zu umschreiben sein, dass Jonathan die Rolle des Übermittlers des Königtums von Saul an David zukommt, womit die Rechtmässigkeit der Thronübernahme durch David unterstrichen wird 47. Das wird bereits in der