Peter Wick, «Jesus gegen Dionysos? Ein Beitrag zur Kontextualisierung des Johannesevangeliums», Vol. 85 (2004) 179-198
The author of the article intends to show, that not just the episode of the "miracle at Cana" (John 2,1-11), but the gospel of John as a whole disputes in an implicit way the worship of Dionysos, which was wide-spread in Syria and Palestine. Jesus is presented as the true son of god, who surpasses the god Dionysos in every way. John represents the old Jewish tradition of disputing the worship of Dionysos. This dispute implies the rejection as well as the surpassing adoption of Dionysian elements. The author of the gospel strengthens the identity of his communities, which are confronted by the Hellenistic world, by arguing as a scripture-rooted Jew within the symbolic world of the Hellenistic mainstream.
184 Peter Wick
Ptolemaios IV Neos Dionysos (22) und Antiochus VI Epiphanes
Dionysos genannt. Sie bevorzugten Dionysos nicht nur aufgrund der
Vitalität, Festlichkeit und der Prachtentfaltung, die mit diesem Gott
verbunden waren, sondern auch wegen der Annäherung der Alexan-
dervita und dessen Triumphzug nach Indien mit dem Dionysosmythos.
Noch Antonius und Cleopatra stilisierten sich zu Dionysos-Osiris und
Aphrodite-Isis hoch und veranstalteten “ausgerechnet†in Ephesus
einen großen dionysischen Triumphzug (23).
Der Dionysoskult der Ptolemäer und der Seleukiden hat deutliche
Spuren im zweiten und dritten Buch der Makkabäer hinterlassen. Nach
2 Makk 6,7 wurden die Juden Jerusalems unter Antiochus IV
Epiphanes (24) gezwungen, am Fest der Dionysien zu Ehren des
Dionysos mit Efeu bekränzt in der Prozession mitzugehen (25).
Nach 2 Makk 14,33 drohte Nikanor, ein Gesandter des Antiochus
Eupator, als Strafaktion den Jerusalemer Tempel zu zerstören und an
seiner Stelle dem Dionysos einen herrlichen Tempel zu errichten.
Doch offensichtlich mußten die Juden nicht nur den Kult des Dionysos
abwehren, sondern dieser hatte zugleich schon jüdische Festsitten
beeinflußt. Nach 2 Makk 10,7 feierte die jüdische Bevölkerung
die Reinigung des entweihten Tempels durch das Tragen von
Thyrsosstäben, die eines der Hauptattribute des Dionysos und seiner
Anhänger waren. Auch im um 100 v. Chr. entstandenen Judithbuch
nimmt in Jdt 15,12-13 die siegreiche Judith solche Thyrsoi in die
Hände und gibt sie an andere Frauen weiter. Ihr Triumph wird durch
einen Festzug gefeiert, der von bekränzten, tanzenden Frauen
angeführt wird. Die bekränzten, Thyrsen tragenden Frauen, die seit
langem neben den Satyrn zur wichtigsten Begleitung des Dionysos
(22) BURKERT, “Bacchic Teletaiâ€, 263; zum dionysischen Charakter des
Herrscherkults der Ptolemäer bes. 268-270. H.S. VERSNEL, Ter Unus. Isis,
Dionysos, Hermes. Three Studies in Henotheism (Leiden 1990) 204-205.
(23) BURKERT, “Bacchic Teletaiâ€, 264 (Plutarch, Antonius 24.75). Zu
Pergamon als Zentrum des Dionysoskults seit den Attaliden s. BURKERT,
“Bacchic Teletaiâ€, 264-265. Im Gegenzug wählte Augustus den Apollo, der in
der Antike z. B. in Delphi auch als “Gegenüber†zum Dionysos verehrt wurde, zu
seinem persönlichen “Leitsternâ€, durch dessen Hilfe er den Sieg von Actium
errang. In Rom begannen die Triumphzüge beim Apollotempel außerhalb des
Pomeriums und endeten beim Juppitertempel auf dem Kapitol. Apollo erscheint
als Sender des Triumphzugs, Juppiter als dessen Empfänger, Bacchus (Dionysos)
aber als der eigentliche Gott des Triumphzuges.
(24) Er lebte als Geisel ungefähr zehn Jahre in Rom (ab 189/188 v. Chr.).
(25) Dazu O. KERN, “Ein vergessenes Dionysosfest in Jerusalemâ€, ARW 22
(1923-1924) 198-199 und LABAHN, Jesus als Lebensspender, 155 Anm. 186.