Dieter Böhler, «Jesus als Davidssohn bei Lukas und Micha», Vol. 79 (1998) 532-538
This article argues that Luke traces Jesus to David through Nathan because Luke wanted to avoid relating Jesus to David through the sinful line of Salomon. Nathan, related to a pre-Jerusalem period of David offers Luke the chance to link Jesus to David through Bethlehem, through Mic 5,1.
Sowohl Lukas als auch Matthäus fügen in ihr Evangelium einen Stammbaum Jesu ein, der Jesus als (gesetzlichen) Nachkommen Davids und Abrahams vorstellt 1. Wirklich parallel gehen die beiden Genealogien Lk 3,23-38 und Mt 1,1-17 jedoch nur in der Reihe der Namen zwischen Abraham und David. Sie folgen hier beide der Genesis und vor allem den Genealogien aus Rut 4,18-22 und 1 Chr 2,1-15. Der Stammbaum von Adam bis Abraham wird nur bei Lukas angeführt (3,33-38), ist aber ebenfalls vollständig dem AT, nämlich Gen 5 und 11,10-26 (LXX), entnommen. So kann man für beide Evangelisten sagen, daß sie bis David den atl. Genealogien folgen. Von Serubbabel bis Josef und Jesus war dies nicht möglich, da hier das AT keine Listen bietet. Daher gingen Lukas und Matthäus an dieser Stelle völlig eigene und deutlich voneinander verschiedene Wege. So braucht Lukas 21, Matthäus aber nur 14 Generationen, um von Serubbabel zu Jesus zu kommen. Da sie sich hier nicht am AT orientieren konnten, ist der Unterschied zwischen Mt und Lk an dieser Stelle verständlich. Auffällig ist nun aber, daß die beiden Stammbäume bereits nach David auseinandergehen. Matthäus bleibt dem Prinzip treu, das er auch sonst in der ganzen Liste verfolgt: Wo das AT eine Genealogie bietet, übernimmt er diese. Daher führt Matthäus zwischen David und Serubbabel die ganze Reihe der regierenden Könige Judas an, wie sie etwa in 1 Chr 3,5.10-19 2 stehen, Lukas dagegen, der bisher wie Matthäus alle Namen dem AT entnommen hat, sofern dieses Genealogien bot, geht zwischen David und Serubbabel von diesem Prinzip ab. Im Unterschied zu Matthäus vermeidet er die Liste der Könige Judas, um von David zu Serubbabel zu kommen. Stattdessen konstruiert er eine Verbindung über den ansonsten völlig unbedeutenden Davidssohn Natan, der in 2 Sam 5,14 und 1 Chr 14,4 unmittelbar vor Salomo erwähnt wird und nach 1 Chr 3,5 ein Sohn Batsebas, d. h. ein Vollbruder Salomos war. Nach Matthäus ist also Jesus ein Sohn Davids und ein Sohn Salomos. Nach Lukas dagegen ist er zwar ein Sohn Davids, aber kein Sohn Salomos. Dieser lukanische Sonderweg ist erklärungsbedürftig. Warum wählt Lukas nicht wie Matthäus den zu erwartenden Weg über die im AT vorhandene Liste der Nachkommen Davids und Salomos, sondern weicht aus auf eine davidische Seitenlinie, auf einen völlig unbedeutenden Davidssohn, von dem ihm das AT natürlich keine Nachkommenliste gibt?
Solange man sich die beiden Stammbäume als historische Protokolle