Martin Lang - Reinhard Messner, «Gott erbaut sein himmlisches Heiligtum. Zur Bedeutung von w$td@fgU)j in Am 9,6», Vol. 82 (2001) 93-98
The context and the homogeneity of the passage at Am 9,1-6, whose theological assumption is that Heaven and Earth belong together and that the earthly sanctuary is a reflection of the heavenly reality, allow one to assume that hdg) is the connection between heaven and earth founded and established by God. That it refers to a connection between the heavenly sphere and the world and to meditation and communication, embodied by the altar, is also shown by the Jacob tradition and by the standing of the sanctuary at Bethel (Gen 28, but also 35) which occupy an important position in the book of Amos.
die Schöpfung hineinragt, durch ihre Sammlung an einem Ort — dem Meer — unschädlich gemacht hat, läßt er nach Am 9,6 die Chaoswasser wieder über die Oberfläche der Erde hereinbrechen: die Scheidung von Festland und Wasser wird rückgängig gemacht. Es besteht eine auffällige motivliche Entsprechung zwischen V. 6 und der gegenläufigen Aussage in Ps 104,6-9. Auch nach Ps 104,7 hören die Chaoswasser auf die Stimme Gottes, hier um sich vom Festland zurückzuziehen, damit sie ihre chaotische Mächtigkeit verlieren (Ps 104,7). Sie erheben sich die Berge hinauf und fließen die Täler hinab an den ihnen von Gott "gegründeten" Ort (Ps 104,8). Aber während sie nach Ps 104,9 die ihnen von Gott festgesetzte Grenze nie wieder überschreiten dürfen, geschieht nach Am 9,6 eben dies: durch die von Gott "gerufenen" und auf die ganze Oberfläche der Erde ausgegossenen Meereswasser vermischen sich Wasser und Festland; das Urchaos bricht wieder ein. Auch diese dritte Prädikation läßt in ihrer Bildhaftigkeit eine vertikale Bewegung erkennen: Die von Gott gerufenen Wasser steigen hinauf zum Himmel, von wo Gott sie wieder ausschüttet hinunter auf die Erde.
Zwischen diesen beiden, von Gott ausgehendes Unheil ansagenden Prädikationen steht nun die zweite, die schon sprachlich von den sie umgebenden abgehoben ist. Während in der ersten und dritten Prädikation das Partizip jeweils von einem mit konsekutivem Waw angeschlossenen Imperfekt gefolgt wird, das die Auswirkung des "Anrührens" bzw. des "Rufens" der Winde durch Gott aussagt, ist die mittlere Prädikation in einem chiastisch gebauten Parallelismus formuliert, wobei dem Partizip im zweiten Glied ein finites Verbum im Perfekt (dsy) entspricht. Gott ist der "Bauende" und der "Gründende". Inhaltlich liegt auch hier eine Entsprechung zum Anfang vor: Was Gott baut bzw. gründet, ist — in Korrespondenz zum zerstörten und damit unzugänglich gewordenen16 Heiligtum — das himmlische Heiligtum.
Das Heiligtum (das in Am 9,1-6 namenlos bleibt, also wohl für die Wirklichkeit des Tempels überhaupt steht) ist der Garant für den Bestand der Welt. Der JHWH-Königspsalm Ps 93 sagt zuversichtlich von der Welt aus, daß sie "nicht wanken" wird und "fest steht" (V. 1). Begründet ist dies durch die Tatsache, daß Gottes Thron "fest steht" (V. 2). Und Gottes Thron ist eine himmlische Realität, die in das Heiligtum hineinragt (vgl. V. 5): Gott wohnt sowohl im Himmel wie im Heiligtum, das als ausgesonderter Ort, ja als imago mundi mit Gottes himmlischem Heiligtum identisch ist17. Das Heiligtum ist die kosmische Verbindungsachse, der Bereich, wo die Grenzen von Himmel und Erde aufgehoben sind durch die herrscherliche Präsenz Gottes. Es ist dies als der symbolische Ort der Gegenwart dessen, der die Erde fest und unerschütterlich "begründet" (dsy) hat (Ps 24,2; 78,69: Mlw(l hdsy; 89,12; 102,26; 104,5). Ps 104,5 folgert daraus, daß sie "nicht wanken wird in alle Ewigkeit" (d(w Mlw( +wmt-lb)18. Am 9,1-6 liefert dazu die Gegenaussage: Der