Armin D. Baum, «Der mündliche Faktor: Teilanalogien zu den Minor Agreements aus der Oral Poetry-Forschung und der experimentellen Gedächtnispsychologie», Vol. 85 (2004) 264-272
The view taken by G.D. Fee and others that oral tradition
played a major role in the development of the minor agreements is supported by
analogies from oral poetry (M. Parry – A.B. Lord) and cognitive psychology (E.
Hunt – T. Love).
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das fehlende Puzzleteil (22). Die aus der mündlichen Dichtung und der
experimentellen Gedächtnispsychologie herangezogenen Teilanalogien ver-
leihen diesem Urteil zusätzlichen Nachdruck. Gelegentlich erhobene Ein-
wände gegen den hier vertretenen Ansatz sind entweder sehr unspezifisch(23)
oder nachweislich unzutreffend (24) und fallen daher angesichts des
beigebrachten Materials nicht ins Gewicht. Für die Annahme, ein reines
Abschreibeverhältnis zwischen drei Paralleltexten könne die in den Synop-
tikern anzutreffende Zahl von Minor Agreements hervorbringen, dürften
dagegen bisher keine außersynoptischen Belege beigebracht worden sein(25).
Nur durch Einbeziehung des mündlichen Faktors dürfte sich die Entstehung
der synoptischen Minor Agreements befriedigend klären lassen. Ihre Minor
Agreements dürften Matthäus und Lukas aus mündlichen Varianten des
Markusstoffs geschöpft haben, die in Einzelheiten gegen unser schriftliches
Markusevangelium übereinstimmten (26).
Leihgesterner Weg 23 Armin D. BAUM
D-35625 Hüttenberg
SUMMARY
The view taken by G.D. Fee and others that oral tradition played a major role in
the development of the minor agreements is supported by analogies from oral
poetry (M. Parry – A.B. Lord) and cognitive psychology (E. Hunt – T. Love).
(22) FEE, “Text-Critical Lookâ€, 23-28: “common oral tradition ... probably is very often
the ‘fly in the ointment’ in resolving the Synoptic problem ... alongside the written
documentsâ€. Vgl. auch STRECKER, Minor Agreements, 18: Es “wird damit zu rechnen sein,
daß auch ein mündliches Überlieferungsstadium den synoptischen Stoff einschließlich der
Minor Agreements mitgestaltet hatâ€.
(23) Dies gilt etwa für ENNULAT, “Minor Agreementsâ€, 24-25.
(24) Dies gilt für die einleitend zitierten Argumente von CROSSAN, Birth of Christianity,
52-58.
(25) Für schriftliche Analogien siehe A.D. BAUM, “Die lukanische und chronistische
Quellenbenutzung im Vergleich: Eine Teilanalogie zum synoptischen Problemâ€, ETL 78
(2002) 340-357, einschließlich der dort in Anm. 1 genannten Literatur.
(26) Für Analogien zum synoptischen Befund in der Oral Poetry-Forschung siehe
weiterhin J.D.G. DUNN, “Jesus in Oral Memory: The Initial Stage of the Jesus Traditionâ€,
SBLASP 136 (2000) 287-326 = Jesus. A Colloquium in the Holy Land (ed. D. DONNELY)
(New York 2001) 84-145, und ID., “Altering the Default Setting: Re-envisaging the Early
Transmission of the Jesus Traditionâ€, NTS 49 (2003) 139-175.