Ulrich Victor, «Was ein Texthistoriker zur Entstehung der Evangelien sagen kann», Vol. 79 (1998) 499-514
In view of the New Testament manuscript evidence, the gospels never had an editorial history. The gospels were composed in the form in which they exist today. There was consequently never an Ur-Markus, an eschatological Ur-Johannes etc. There are no indications that the gospels are based on a longer or shorter creative theological and literary community tradition of very numerous units circulating orally or in writing. Such a tradition would have been reflected in so large a number of important textual variants that clear traces would have remained.
Zuerst sollen, wenigstens kurz, die Beziehungen dieser Stücke jeweils zueinander betrachtet werden. Wir beginnen mit den nicht-evangelischen. In Nr 4 spricht für die Priorität von (b) die Tatsache, daß einer der wahren Protagonisten, ein Spartaner, die lakonisch kurze Zuspitzung ausspricht, nicht aber der Greis, der ja im Grunde eine Nebenfigur ist; sicher ist das jedoch keineswegs, denn (b) könnte sich ja auch der Hand eines sehr geschickten Bearbeiters verdanken. Manche Anekdote wird im Laufe der Tradition besser, häufig beim selben Erzähler. In Nr. 5 ist von der Fassung Herodots anzunehmen, daß sie ursprünglich und sogar historisch ist. Es ist sehr einleuchtend, daß die etwas sperrige Anekdote Herodots in die platonische Fassung gebracht wurde, nicht aber das Umgekehrte. Wie sehr die herodoteische Fassung an Vollständigkeit des Gedankenganges und an Schärfe der platonischen nachsteht, kann die folgende falsche Übersetzung (von A. Horneffer) zeigen: "...sagte Themistokles: Ganz recht! Wenn ich aus Belbina stammte, hätten die Spartiaten mich so nicht geehrt. Aber sie hätten auch dich nicht geehrt, wenn du ein Athener wärst. "Der Gedankengang ist jedoch der folgende: Ich wäre nicht geehrt worden, wenn ich aus Belbina (einer kleinen, aber selbständigen Insel im saronischen Golf) stammte, du nicht, obgleich du wie ich aus Athen bist (denn Aphidnos ist ein Ort in Attika), wenn du an meiner Stelle nach Sparta gegangen wärest. In Nr. 6 ist erstaunlicherweise die in den erzählenden Text von Plutarchs Biographie des Alkibiades eingebettete Fassung (c) kürzer als die Einzelstücke (a) und (b), was in bemerkenswertem Gegensatz steht zu dem, was Neutestamentler immer wieder mit Selbstverständlichkeit annehmen. Von keiner der drei Fassungen ist auch nur mit einer geringen Wahrscheinlichkeit zu sagen, daß sie den anderen vorausgeht. Da wir jedoch in diesem Fall wissen, daß Aelian in der 2.H. des 2. Jh. lebte, könnte er von Plutarch abgeschrieben haben. Auch in Nr. 7 läßt sich kaum entscheiden, welche der Fassungen die frühere ist. Die Hinzufügung der Herkunftsangabe in (a) erklärt zwar den dorischen Dialekt, hätte sich aber erübrigt, wenn statt a)na/gka die nicht-dorische Form a)na/gkh etc. geschrieben worden wäre, denn nicht der dorische Dialekt macht den Witz aus, wie die Fassung (c) zeigt. Am gelungensten ist in seiner lakonischen Kürze, die durch das einzelne Dialektmerkmal a)na/gka noch unterstrichen wird, die Fassung (b), am wenigsten gelungen die pedantische Fassung (c). Die literarische Qualität läßt