Marius Reiser, «Numismatik und Neues Testament», Vol. 81 (2000) 457-488
The first part gives some basic information on Greek and Roman coinage and the significance of numismatics for historical studies. The second part draws an outline of Jewish autonomous coinage, mainly in hasmonean times, and the rebell-coinage of the two revolts AD 66-70 and 132-135. The third part deals with the coinage of the Herodians and the Roman procurators including a section on the Tyrian coinage, which was the only one accepted by the temple of Jerusalem. All the coins mentioned in the NT are reviewed with an eye to the denominational system, to which they belong: Roman or Greek? The last part is devoted to prices, wages, and sums of money as found in the NT. The items are compared to the data in other sources. It ist argued that numismatics should become an integral part of biblical introduction.
Matthäus erwähnt aus dem römischen Nominalsystem den Denar in zwei Gleichnissen aus dem Sondergut (18,28; 20,2.9.10.14) und in der Perikope von der Steuerfrage (22,19); in zwei weiteren Gleichnissen aus der Q-Überlieferung begegnen As (10,29) und Quadrans (5,26). Das griechische Nominalsystem ist vertreten durch Didrachme und Stater in der Perikope von der Tempelsteuer (17,24.27) (Sondergut!), außerdem durch die Talentangaben in zwei Gleichnissen (18,24; 25,15-28). Matthäus bezieht sich also hinsichtlich des Silbers auf beide Nominalsysteme; Erzmünzen gibt er dagegen nur nach dem römischen System an. Im Palästina der Zeit Jesu galt jedoch für die Erzmünzen das griechische System mit Obolen und Chalkoi. Auch Matthäus orientiert sich also überwiegend am römischen Nominalsystem und nimmt auf die tatsächlichen Verhältnisse in Palästina wenig Rücksicht.
Lukas erwähnt aus dem römischen Nominalsystem Denar (7,41; 10,35; 20,24) und As (12,6 / Mt 10,29), aus dem griechischen Mine (19,13-25), Drachme (15,8-9) und Lepton (12,59; 21,2). In der Perikope vom Opfer der Witwe (21,2) verzichtet Lukas auf die Erläuterung des Lepton durch den Quadrans bei Markus (12,42), setzt also voraus, dass sie für seine Leser unnötig ist. In der Q-Überlieferung des Gleichnisses vom Prozeß spricht Lukas vom "letzten Lepton" (Lk 12,59), Matthäus dagegen vom "letzten Quadrans" (Mt 5,26)98. Das Lepton des Lukas dürfte ursprünglicher sein, da es besser den palästinischen Gegebenheiten des 1. Jahrhunderts entspricht. Der lukanische Befund kommt damit aufs Ganze gesehen der palästinischen Realität am nächsten. Johannes erwähnt nur den Denar (6,7; 12,5).
O. Roller hat aus den erwähnten und nicht erwähnten Nominalen auf die Entstehungszeit der Evangelien geschlossen und kam zu dem Ergebnis: "Matthäus um oder noch vor 40, Markus um 50, Lukas um oder bald nach 60"99. Aber die Probleme der Quellen der Evangelien und die Unsicherheitsfaktoren hinsichtlich der Emissionen und des Umlaufs der einzelnen Nominale erlauben keine derart präzisen Schlußfolgerungen. Schlüsse aus der Nichterwähnung bestimmter Nominale sind vollends prekär.