Christian Eberhart, «Beobachtungen zum Verbrennungsritus bei Schlachtopfer und Gemeinschafts-Schlachtopfer», Vol. 83 (2002) 88-96
Following an alternative interpretation of 1 Sam 2,13-14, this text depicts the legitimate procedure for claiming the priest’s portion of a sacrifice (xbz). In particular, this method ensured that the fat could be offered to JHWH by turning it into smoke before any human being received his share. It was, however, violated by the sons of Eli who demanded meat with the fat still in it (V. 15-16). The fact that this violation was considered a great sin, resulting in Eli’s priesthood being revoked, underscores the supreme importance of burning God’s share. Similar features can be observed in the priestly laws about offerings: Concerning the communion sacrifice (Myml#$ xbz) in Lev 3, the description of turning the fat into smoke comprises more than half of the ritual text. This ritual element is, furthermore, accompanied by three different terms explicating its significance. It is also the only action to be carried out on the most sacred altar of burnt offerings. Finally, it is the burning of the fat which establishes the sacrificial nature of the entire ritual in 1 Sam 2,12-17 and Lev 3. Consequently, both the sacrifice and the communion sacrifice are considered an "offering for JHWH".
soll (V. 15-16). Diese Kultpraktiken werden in der abschließenden Bemerkung als Sünde disqualifiziert (V. 17)3.
Da also im Sinne des hier skizzierten Verständnisses die Abschnitte in V. 13-14 und V. 15-16 zwei verschiedene Facetten der kultischen Verfehlung darstellen, wird charakteristischerweise die Konjunktion Mr+b Mg in V. 15, in dieser Verbindung hapax legomenon, mit steigerndem Sinn wiedergegeben: "Desgleichen, ehe..." 4; "Sogar ehe..." 5; "Noch bevor..." 6; "Auch, bevor..." 7; "Ferner, bevor..." 8; "Und ehe..." 9; "Moreover, before..." 10; "Même avant..." 11.
Diese vorangehend beschriebene Interpretation von 1 Sam 2,13-16 ist heute weit verbreitet. Sie ist aber wenigstens in dreifacher Hinsicht problematisch: Erstens ist die Differenz zwischen der in V. 13-14 beschriebenen Methode zur Eintreibung des Priesteranteils mittels dreizackiger Gabel und den Anweisungen in Lev 7,28-36; Dtn 18,3 usw. zwar offenkundig, da dort jeweils genau bezeichnete Teile des Opfertieres dem Priester zugewiesen werden. Die Praxis in 1 Sam 2,13-14 muß demgegenüber als ungewöhnlich erscheinen. Anhand dieses Vergleiches läßt sich allerdings keine Aussage darüber fällen, ob 1 Sam 2,13-14 in der Tat ein unregelmäßiges oder ggf. doch nur ein eigenartiges, aber legitimes Verhalten schildert, da der Text in eine frühere Epoche als die beiden Pentateuchtexte zu datieren ist und vorstaatliche Verhältnisse widerspiegelt. Zweitens muß aufgrund formaler Beobachtungen geltend gemacht werden, dass V. 13-14 eine in sich geschlossene, sachlich gehaltene Beschreibung ist, die sich von der dialogisch gehaltenen, z. T. geradezu emotionalen Beispielerzählung in V. 15-16 deutlich abhebt. Entsprechend diesen unterschiedlichen formalen Kriterien sind in beiden Abschnitten eher ungleiche Inhalte zu erwarten. Aufschlußreich ist in diesem Zusammenhang, dass zu V. 13-14 eine Parallele in Dtn 18,3 vorliegt, eine Beschreibung von Priesteranteilen. Aufgrund der Analogie empfiehlt sich, auch 1 Sam 2,13-14 als Darstellung der üblichen Art und Weise zu verstehen, wie in Schilo der Priesteranteil eingetrieben wurde. Drittens sollte nicht außer Acht bleiben, dass die in 1 Sam 2,12-17 beschriebenen Mißstände mit der Gerichtsverkündung durch "einen Mann Gottes" in V. 27-36 korrespondieren. Dort wird in V. 29 nochmals kurz