Klemens Stock, «Die Inspiration der Heiligen Schrift nach dem Johannesevangelium», Vol. 96 (2015) 525-549
Taking as a point of reference the recent document of the Pontifical Biblical Commission, Inspiration and Truth of Sacred Scripture, this article examines how the Gospel of John gives evidence of its inspiration by having its origin from God. Every reference to God is made through the person of Jesus. Therefore, the relationship between Jesus and his disciples is of fundamental importance for understanding the origin of this Gospel. Whereas abstract statements about inspiration can sometimes lead the reader in a false direction, the testimony of the Gospel itself is able to foster a suitable way of reading and approaching the Sacred Scriptures.
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547 DIE INSPIRATION DER HEILIGEN SCHRIFT 547
Wir konnten aus dem Neuen und dem Alten Testament nur einige
Beispiele nennen. Überall wird sichtbar, wie die Beziehung der
Verfasser zu Gott (im Alten Testament direkt, im Neuen Testament
durch Jesus Christus) das Fundament ist für die Inspiration, für die
Herkunft ihrer Schriften von Gott. Diese Gottesbeziehung erscheint
auch immer als der wesentliche Inhalt ihrer Verkündigung und
bedeutet für sie selber und die Menschen, an die sich wenden, das
Fundament für Leben und Heil.
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Wir haben vorausgesetzt, dass mit dem Höhepunkt der Offen-
barung in Jesus Christus auch der Höhepunkt der Inspiration gegeben
ist. Da das Neue Testament diese Offenbarung bezeugt und da das
Johannesevangelium sich ausdrücklich auf die Tatsache bezieht,
dass sein Inhalt nicht nur verkündet, sondern zu einem bestimmten
Zweck aufgeschrieben wurde (20,30-31), haben wir diese Schrift
ausgewählt. Bei ihr haben wir untersucht, was in ihr zu ihrer Inspi-
ration, zu ihrer Herkunft von Gott sichtbar wird. Wir haben eine
konkrete Antwort mit vielen Einzelheiten erhalten, die wir kurz
zusammenfassen.
Fundamental für die Herkunft dieser Schrift von Gott ist das
Verhältnis zwischen Jesus und seinen Jüngern. Von seiner Seite her
ist diese Beziehung gekennzeichnet durch ihre Erwählung in
bedingungsloser Liebe und durch die Offenbarung Gottes, des Vaters,
von ihrer Seite her durch ihr Hören und durch ihren bedingungslosen
Glauben an Jesus. Sie ist bestimmt vom vielfachen Wirken des
dreifaltigen Gottes und von der gottgeschenkten Aufnahme seines
Wirkens. Das Verhältnis zwischen Jesus und seinen Jüngern verwirklicht
in sich und durch sich selber anfanghaft, was der Inhalt der Offen-
barung ist, es verwirklicht die Wahrheit von dem Gott, der die Men-
schen in sein eigenes Leben aufnehmen will, nämlich in dieses
Leben, in dem der Vater mit dem Sohn im Heiligen Geist in voll-
kommener Liebe verbunden ist. Die volle Verwirklichung wird
dann gegeben sein, wenn die Jünger mit Jesus beim Vater sind und
die Herrlichkeit schauen, die der Vater Jesus gegeben hat (17,24).
Diese Gemeinschaft durch Jesus mit Gott schenkt den Jüngern die
Fülle von Leben und Heil. Was Jesus den Jüngern offenbart, sind
nicht wahre Sätze, sondern ist seine Herrlichkeit, sein Verhältnis