Volker Wagner, «Das Pesach ist "zwischeneingekommen" (Dtn 16,1-8)», Vol. 91 (2010) 481-498
According to the date of the festivity, the reference of the historical relation, the allocation of Deut 16,3a, the criterion of readability, and the information found in the subsumption in Deut 16,16 the rules for the Pesach have been interpolated and interlocked into the regulation concerning the feast of the unleavened bread in Deut 16,1-8. This is strengthens the theory that the Pesach does not belong to the ancient festivities of Israel but rather is an innovation during the time of Josiah.
486 VOLKER WAGNER
aus Ägypten voll und ganz der Überlieferung 15. Die Mazzot waren
ja auch jahrhundertelang im Nahen Osten das “Brot der Wande-
rung â€, was G. Dalman noch für die jüngere Vergangenheit
eindrucksvoll beschrieben hat 16, und ihr Verzehr unter sesshaften
und damit unüblichen Verhältnissen musste sie daher bestens
geeignet erscheinen lassen, zur Erinnerung an eine besondere
Wanderung, nämlich die rettende Auswanderung der Mosegruppe
aus Ägypten zu dienen. Welchen anderen Sinn könnte das Essen
von ungesäuertem Gerstenbrot auch sonst haben? Die traditionelle
Deutung der Mazzotwoche als bäuerliches Erntefest 17 ist frag-
würdig ; E. Kutsch wies mit Recht darauf hin, dass das Essen von
ungesäuerten Broten weder ein Anlass noch ein geeigneter Fest-
brauch für ein Wallfahrtsfest sein könne 18 ; wichtig ist auch die
Feststellung, die schon A. Wendel gemacht hat, dass das Mazzot-
fest mit keinem Opfer verbunden ist 19, was man sich bei einem
bäuerlichen Fest nur schwer vorstellen kann. Nur die Funktion als
Erinnerungsritus an das Mazzotessen beim Exodus kann diesem
Brauch überhaupt einen nachvollziehbaren Sinn geben. Mit
anderen Worten: Der mittels des Datums hergestellte historische
Bezug auf die Vorgeschichte Israels in Dtn 16,1–8 zielt auf das
Mazzotessen, dem deshalb auch die literargeschichtliche Priorität
in diesem Abschnitt zukommen dürfte. Das trifft sich mit dem
Urteil G. Brauliks, “daß die Symbolik der ungesäuerten Brote nach
der vorliegenden Redaktion literarisch und theologisch die Mitte
der gesamten Feier bildet†20.
So ist etwa auch mit Ex 13,3-10 eine ausführlichere Mazzotregelung in
15
erreichbarer Nähe und im Erzählgefälle zu 12,39 an durchaus passender Stelle
eingefügt worden.
Nach HALBE, “Passa-Massotâ€, 339, mit Quellenangabe.
16
So mindestens seit J. WELLHAUSEN, Prolegomena zur Geschichte
17
Israels (Berlin 61927 ; Nachdruck Berlin-New York 2001) 82-83.
E. KUTSCH, “Erwägungen zur Geschichte der Passafeier und des
18
Massotfestes â€, ZTK 55 (1958) 1-35, 28.
A. WENDEL, Das Opfer in der altisraelitischen Religion (Leipzig 1927)
19
171.
G. BRAULIK, “Leidensgedächtnisfeier und Freudenfest. ‘Volksliturgie’
20
nach dem deuteronomischen Festkalender (Dtn 16,1-17)â€, TP 56 (1981) 335-
357 ; wieder abgedruckt in ders., Studien zur Theologie des Deuteronomiums
(SBAB 2; Stuttgart 1988) 95-121, 104.