Christian Blumenthal, «Der höchste Gott und König Ptolemaios IV. Philopator: Beobachtungen zur erzählerischen Entfaltung des Gottesbildes in 3Makk», Vol. 97 (2016) 360-374
Very few scholars have analyzed the image of God in 3Macc, and studies of the narrative unfolding of this picture are nearly completely missing. This article examines the structure of the plot and the main characters in order to show that in the four "Erzählbögen" present in the narrative the central opposition is not that of King Ptolemy versus the Jewish people, but that of King Ptolemy versus the God of the Jewish people. At the end of the account -- and this is the event with the highest degree of "Ereignishaftigkeit" -- King Ptolemy acknowledges the power of Israel's God.
DER HöCHsTE GOTT UND KöNIG PTOLEMaIOs IV. PHILOPaTOR 365
Durch die Wahl einer weitgehend schematisierenden Darstellungs-
weise entsteht in der Erzählung über lange strecken der Eindruck ei-
nes sich stetigen Wiederholens von königlicher Provokation und gött-
licher Reaktion, was unter figuralem Betrachtungswinkel zur Frage
nach der maßgeblichen Figurenkonstellation in der Erzählung führt.
aus dieser weitgehend schematisierten Präsentationsweise hebt sich
der umfangreiche abschnitt in 2,25 – 4,21 dadurch ab, dass hier vor
der Präsentation einer konkreten Notlage — diese folgt in der Erzäh-
lung von der Vorbereitung der Elefanten in 5,1-6 — weiter angesetzt
wird und jene Vorgänge in Ägypten benannt werden, in deren Folge
es zu der konkreten Bedrohungslage gekommen ist. Im Einzelnen ge-
hört zum ausleuchten dieses Vorfeldes die Erzählung von der Entste-
hung der Bedrohung in alexandria mitsamt der Präsentation des kö-
niglichen Dekretes zur Verhaftung der Juden 25 in 2,25 – 3,30 und die
Erzählung von den Umständen ihrer Verhaftung und ihrer Verbringung
ins Hippodrom in 4,1-21. Dabei lässt der König in seinem Dekret in
3,19.22-25 keinen Zweifel daran aufkommen, dass er die Juden als
staatsfeinde betrachtet, und bestätigt damit aus seiner eigenen Per-
spektive eine ansicht, die ihm schon zuvor in 3,7 in der vom Erzähler
referierten Behauptung der andersstämmigen (avllo,fuloi 26) zuge-
schrieben worden ist 27: Weder für den König noch für die Truppen
sind diese Menschen Tischgenossen, sie sind feindselig (dusmenei/j) und
widersetzen sich der staatsverwaltung heftig (me,ga evnantioume,nouj).
Um die Figurenkonstellation zu beschreiben, sind neben dem König
— er ist nach vorliegenden Textbeginn die zuerst genannte Figur in der
erzählten Welt 28 — und Gott selbst noch die Gruppe der Juden, zunächst
in Jerusalem, später in der Diaspora in den Blick zu nehmen 29. schaut
man sich wesentliche Elemente der Zeichnung dieser drei zentralen Fi-
25
siehe zu diesem Dekret und den königlichen Vorrechten und Handlungs-
vollmachten speziell MéLèZE MODRZEJEWsKI, Livre, 62-70, der die gesamte 3Makk-
Erzählung ohnehin als „roman judiciaire“ (Livre, 9) charakterisiert.
26
Bei den avllo,fuloi handelt es sich um Menschen, „die nicht angehörige des
jüd. Volkes“ (KNöPPLER, „Makkabaion III“, 1433) sind; kontextbedingt sind
„offenbar auch die griech. Bürger alexandrias auszunehmen“ (ebd.); MéLèZE
MODRZEJEWsKI, Livre, 143 spricht von „les non-Juifs, comme dans le dossier d’Hé-
rakléopolis“.
27
Der Erzähler selbst stuft diese Behauptung der andersstämmigen in 3,7 als
keinen geringen Vorwurf ein (ouv tw/| tuco,nti perih/yan yo,gw|).
28
Die annahme, dass der ursprüngliche Beginn des Textes (in welchem Umfang
auch immer) verloren gegangen ist, wird heute weitgehend geteilt: siehe nur MITT-
MaNN-RICHERT, „3. Makkabäerbuch“, 63 mit anm. 2 oder CLayTON CROy, 3 Mac-
cabees, xvii-xviii.
29
Ergänzend treten noch die Unterstützer des Königs wie Hermon hinzu; siehe