Christian Blumenthal, «Der höchste Gott und König Ptolemaios IV. Philopator: Beobachtungen zur erzählerischen Entfaltung des Gottesbildes in 3Makk», Vol. 97 (2016) 360-374
Very few scholars have analyzed the image of God in 3Macc, and studies of the narrative unfolding of this picture are nearly completely missing. This article examines the structure of the plot and the main characters in order to show that in the four "Erzählbögen" present in the narrative the central opposition is not that of King Ptolemy versus the Jewish people, but that of King Ptolemy versus the God of the Jewish people. At the end of the account -- and this is the event with the highest degree of "Ereignishaftigkeit" -- King Ptolemy acknowledges the power of Israel's God.
Der höchste Gott und König Ptolemaios IV. Philopator:
Beobachtungen zur erzählerischen Entfaltung
des Gottesbildes in 3Makk 1
als me,gistoj qeo,j führt der Verfasser des Dritten Makkabäerbuches
Gott in 1,9 in die erzählte Welt ein und rekurriert von dort an im wei-
teren Textverlauf mit großer Regelmäßigkeit auf ihn. Im Zuge dieser
sowohl häufigen als auch vielseitig ausgestalteten Bezugnahmen 2,
durch welche der Erzähler die narrative Entfaltung seines Gottesbildes
bis zur abschlussdoxologie in 7,23 vorantreibt, wiederholt er seine
Eingangscharakterisierung Gottes als me,gistoj verschiedentlich 3 und
greift sie letztmalig unmittelbar vor der textabschließenden Doxologie
in 7,22 auf (ta. megalei/a tou/ megi,stou qeou/ poih,santoj telei,wj evpi.
swthri,a| auvtw/n).
Die Besprechung der insgesamt sechs me,gistoj qeo,j-Belegstellen
hat Thomas Knöppler in seiner aus dem Jahre 2002 stammenden ana-
lyse der 3Makk-Gottesvorstellung in der Weise thematisch gebündelt,
dass er in diesen Zuschreibungen und den beiden qeo.j u[yistoj-aussa-
gen in 6,2 und 7,9 den transzendenten Charakter dieser Vorstellung be-
tont sieht 4. Für ihn ist 3Makk grundlegend als „eine für ihre Zeit gül-
1
Für eine kritische Durchsicht des Manuskriptes und weiterführende Hin-
weise danke ich Herrn PD Dr. Thomas Knöppler aus ganzem Herzen; Frau Carola
Nussbaum sage ich für ihre Hilfen bei der Literaturbeschaffung herzlichen Dank.
2
Man denke nur an seine Zeichnung als de,spota pa,shj kti,sewj, propa,twr
oder r`u,sthj Israhl. Eine Liste für die in der LXX einmaligen Gottesbezeichnun-
gen findet sich bei C.W. EMMET, „The Third Book of Maccabees“, The Apocrypha
and Pseudepigraphia of the Old Testament in English with Introductions and Cri-
tical and Explanatory Notes to the Several Books. Band 1. Apocrypha (Hrsg. R.H.
CHaRLEs) (Oxford 1913) 162.
3
In 1,16 bitten die Jerusalemer Priester tou/ megi,stou qeou/, den König vom
Betreten des Tempels abzuhalten; in 3,11 konstatiert der Erzähler, dass König Pto-
lemaios die Macht tou/ megi,stou qeou/ nicht wahrnimmt; in 4,16 preist der König
die stummen Götter und redet mit Blick auf to.n me,giston qeo,n das Ungebührliche;
in 5,25 flehen die dem Tode nahen Juden im Hippodrom tou/ megi,stou qeou/ an,
ihnen eilig zu helfen.
4
Th. KNöPPLER, „Die Gottesvorstellung des 3. Makkabäerbuches“, Jüdische
Schriften in ihrem antik-jüdischen und urchristlichen Kontext (Hrsg. H. LICHTEN-
BERGER – G.s. OEGEMa) (studien zu den JsHRZ 1; Gütersloh 2002) 209-221 hier
213; zum Kreis der die göttliche Transzendenz akzentuierenden aussagen rechnet
KNöPPLER, „Gottesvorstellung“, außerdem noch die me,gaj qeo,j-Prädikation in 7,2.
BiBlica 97.3 (2016) 360-374