Klemens Stock, «Die Inspiration der Heiligen Schrift nach dem Johannesevangelium», Vol. 96 (2015) 525-549
Taking as a point of reference the recent document of the Pontifical Biblical Commission, Inspiration and Truth of Sacred Scripture, this article examines how the Gospel of John gives evidence of its inspiration by having its origin from God. Every reference to God is made through the person of Jesus. Therefore, the relationship between Jesus and his disciples is of fundamental importance for understanding the origin of this Gospel. Whereas abstract statements about inspiration can sometimes lead the reader in a false direction, the testimony of the Gospel itself is able to foster a suitable way of reading and approaching the Sacred Scriptures.
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auch der Höhepunkt der Inspiration zu finden ist. Das heißt: In ihm
sollte am meisten deutlich und konkret sichtbar werden, wie die
Verfasser den Inhalt ihrer Schriften von Gott her erhalten und unter
dem Beistand Gottes aufgeschrieben haben oder, mit anderen Worten,
wie sich bei den Verfassern, bei ihrem Schreiben und in ihren
Schriften, Inspiration vollzogen hat.
Aus dem Neuen Testament wählen wir das Johannesevangelium,
denn sein Verfasser spricht in 20,30-31 ausdrücklich von seiner
Schrift (vgl. Inspiration der Schrift) und deren Inhalt und Zweck.
Diese ausführliche Untersuchung der Inspiration im Johannesevan-
gelium soll durch einen kurzen Blick auf einige wenige andere
Schriften des Alten und des Neuen Testaments ergänzt werden.
I. Die Beziehung zwischen Jesus
und seinen Jüngern als Basis der Inspiration
Wie wir seiner Schrift entnehmen, gehört der Verfasser des
Johannesevangeliums zum Kreis der Jünger Jesu. In dieser
Gemeinschaft hat er erfahren, was er in seinem Werk berichtet. Um
zu klären, wie er zum Inhalt seiner Schrift gekommen ist, untersuchen
wir: Was kennzeichnet, so wie es in seiner Schrift sichtbar wird,
das Verhältnis zwischen Jesus und seinen Jüngern? Was geschieht
zwischen ihnen? Was gibt er ihnen? Wie führt er sie? Die Beziehung
zwischen Jesus und seinen Jüngern ist im ganzen Johannesevangelium
von fundamentaler Bedeutung und die Jünger sind die ersten Adres-
saten seines gesamten Wirkens (vgl. 20,30). Wir müssten also durch
diese ganze Schrift hindurch feststellen, was zwischen Jesus und
seinen Jüngern vor sich geht. Da wir nicht das ganze Evangelium
unter dieser Rücksicht untersuchen können, müssen wir uns auf einige
Abschnitte beschränken. Als sehr aussagekräftig für unser Thema
erweist sich die Begegnung der ersten Jünger mit Jesus (1,35-51)
und das erste Auftreten Jesu in Galiläa (2,1-12) und in Jerusalem
(2,13-22). Wir werden von diesem markanten Anfang (vgl. 2,11)
des Wirkens Jesu ausgehen und das, was in ihm sichtbar wird, vom
übrigen Evangelium her vertiefen. Diese Kenntnis der Beziehung
zwischen Jesus und seinen Jüngern nehmen wir als Grundlage und
von ihr aus werden wir dann versuchen, die wesentlichen Kennzeichen
der Inspiration zu beschreiben.