358 Markus Lau arbeiten. Allerdings deuten keine weiteren Textbeobachtungen auf eine solche Verwechslung hin. Vielmehr lassen sich im Markus- evangelium weitere, sehr sicher eingesetzte Latinismen finden (34), die diese These fragwürdig erscheinen lassen (35). (2) Auch der Versuch, die Zahl 2000 nicht aus dem militärischen Bereich abzuleiten, sondern einfach von einer Schweineherde mit 2000 Tieren auszugehen (36), kann nicht überzeugen. Für Schweineherden ist die Angabe 2000 wiederum zu groß. Der römische Agrarschriftsteller Varro (1. Jh. v. Chr.) rät dazu, Schweineherden nur aus 100-150 Tieren bestehen zu lassen (37). Andernfalls verlören der Schweinehirt und seine Helfer (oiJ bovskonte" aujtouv", v. 14) die Übersicht über die Tiere. Selbst eine große Herde (v. 11) wird daher nicht 2000 Tiere umfasst haben. Insofern liegt es einfach näher, die Zahlenangabe mit dem militärischen Hintergrund zu korrelieren. Eine mögliche Lösung für die bei dieser Korrelation auftretende Spannung ergibt sich indes relativ zwanglos, wenn man die Geschichte der Legio X Fretensis — speziell im römischen Besatzungsgebiet Palästina — genauer in den Blick nimmt. 4. Die Legio X Fretensis und eine Notiz bei Flavius Josephus Folgt man der Geschichte der Legio X Fretensis, stößt man tatsächlich auf die Zahlenangabe 2000. Es handelt sich um eine kurze Notiz bei Flavius Josephus, die im Licht von Mk 5,13 aufhorchen lässt. Um die Bedeutung dieses Berichts für den vorliegenden Zusammenhang zu erhellen, ist es nötig, die Geschichte der Legio X (34) Zu den Latinismen vgl. R.H. GUNDRY, Mark. A Commentary on His Apology for the Cross (Grand Rapids, MI 1993) 1044. (35) Jeremias selbst schränkt seine These entsprechend auch durch den Zusatz “vermutlich” ein. (36) So implizit SCHENKE, Markusevangelium, 142. D. LÜHRMANN, Das Markusevangelium (HNT 3; Tübingen 1987). (37) Varro, Rust. 2.4.22. Ähnlich lauten die Empfehlungen Columellas (1. Jh. n. Chr.). Es finden sich bei ihm zwar keine expliziten Angaben über die Größe einer Herde, jedoch ist implizit auf eine deutlich kleinere Herde als 2000 Tiere zu schließen. Anders ließen sich seine Regeln für die Züchtung der Tiere (jede Muttersau bedarf eines eigenen Kobens für sich und ihre Jungen) oder im Falle von Krankheit (die ganze Herde ist in ein Stallgebäude einzupferchen) nicht umsetzen (Rust. 7,7-11). Dazu vgl. auch J. PETERS, Römische Tierhaltung und Tierzucht. Eine Synthese aus archäozoologischer Untersuchung und schriftlich- bildlicher Überlieferung (Passauer Universitätsschriften zur Archäologie 5; Rahden 1998) 107-120.