Wolfgang Schütte, «Israels Exil in Juda und die Volkersprüche in Am 1-2», Vol. 92 (2011) 528-553
For the composition of the oracles against the nations (Am 1,3–2,16) one historical background can be described. The disaster of the end of Israel 720 BCE was taken into consideration by Israelites living in a Judaean exile. Sorrow about Israelites deported to Edom, perhaps for working in copper mines, is connected with the threat of violence from neighbouring countries who kept some autonomy under the Assyrian reign. The oracles of Judah and Israel tell about religious and social problems in the Judaean exile as seen by the Israelite heirs of Amos’ and Hosea’s prophecies.
Biblica_1_Layout 1 20/01/12 11:44 Pagina 534
534 WOLFGANG SCHÃœTTE
seines Königs Hanunu (734 und 720 v.Chr.) gegen Assur unbescha-
det. Wegen seiner handelspolitischen Stellung beliess Assyrien Gaza
eine gewisse Autonomie. Eine Tributliste von 713 v.Chr. mit einem
ungewöhlich großen Pferdetribut aus Gaza weist auf die wirtschaftli-
che Potenz der Stadt hin 23. Es mag mit dieser Prosperität zusam-
menhängen, dass sich Gaza nicht am Aufstandsversuch des Judäers
Hiskia gegen Assur von 705 v.Chr. beteiligte. Dafür wurde die Stadt
von Sanherib (705-681 v.Chr.) mit judäischem Territorium belohnt 24.
Die Drohungen gegen Aschdod, Aschkelon und Ekron (Am 1,8)
helfen nicht, den Text näher zu datieren. Weder die Beteiligung des
Mitinti von Aschkelon am Aufstand von 734 v.Chr. 25, noch die Ver-
schwörung des Azuri von Aschdod 713 v.Chr., noch der anschließende
Aufstand der Aschdoditer mit Yamani 712 v.Chr., noch die Aufstände
nach dem Tod von Sargon II 705 v.Chr., in die durch das Engagement
des Hiskia von Juda zumindest auch Aschkelon und Ekron verwickelt
waren, geben historische Anhaltspunkte zur Auslegung von Am 1,8 26.
Der Myt#lp tyr)# / “Rest der Philister†kann sich auf die übrigen, mit
den genannten Städten nicht erfaßten Philister beziehen. Zutreffen-
der erscheint es mir, den “Rest der Philister†analog der Wendung
“Rest Israels†als Ausdruck von Überlebenden einer Katastrophe zu
verstehen 27. Tatsächlich werden die Kriegszüge von Tiglath-Pileser
III, Sargon II und Sanherib in der Philistäa auch für eine Dezimierung
schen Annexion 712 v.Chr. von Aschdod beherrscht wurde; vgl. ANET, 286
und LIPIŃSKI, Skirts, 77. Neuere archäologische Untersuchungen deuten an,
dass Gath um 800 v.Chr. erobert wurde und danach einen massiven Sied-
lungsrückgang erlebte, mit dem sich ein Bedeutungsverlust verband; vgl. C.S.
EHRLICH “Die Suche nach Gatâ€, Kein Land für sich allein. Festschrift für M.
Weippert (eds. U. HÜBNER – E.A. KNAUF) (OBO 186; Fribourg 2002) 56-69.
23
SAA I, Nr. 110 rev., Linie 10-13 (= ND 2765) berichtet von 24 Pferden
als Tribut aus Gaza in der Zeit nach 716 v.Chr., während Sargon II etwa zeit-
gleich von Silkanni von Ägypten, wahrscheinlich einem Fürsten des Nildel-
tas, nur 12 Pferde gesandt wurden, vgl. H. TADMOR, “Philistia under Assyrian
Ruleâ€, BA 29 (1966) 92-93.
24
ANET, 287 (ii 37-iii 49).
25
TADMOR, Inscriptions, 82 Zeile 8’-10’ (Ann. 18) und 12’-16’ (Ann. 24)
sowie 170 Zeile 11’. Vgl. J.M. MILLER - J.H. HAYES, A History of Ancient
Israel and Judah (London 1986) 330.
26
Vgl. LIPIŃSKI, Skirts, 76-78.
27
Vgl. z.B. Mi 2,12.