Hanna Stettler, «Die Bedeutung der Täuferanfrage in Matthäus 11,2-6 par Lk 7,18-23 für die Christologie», Vol. 89 (2008) 173-200
Jesus’ messianic self-understanding has been put into question from Bultmann’s day to the present. If he did not think of himself as the Messiah, we would be left with the riddle of a Jesus who never actually said who he claimed to be. However,
Jesus’ reply to the inquiry of John the Baptist in Mt 11,2-6 par is an important clue to his own understanding of his mission. A careful reconsideration of the criteria
for authenticity leads to the conclusion that Jesus claimed to be not simply a prophet announcing the kingdom, but the Messiah who healed and brought good news to the poor, thus doing what in the OT God had promised to do at the end of
time. 4Q521 confirms that ancient Judaism expected this kind of miracle to occur at the time of the Messiah.
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Ausdruck, dass ... keine jüdische Tradition vorliegen kann†(41).
Außerdem spreche aus diesem Jesuswort auch deshalb “das prophe-
tische Selbstbewusstsein Jesuâ€, weil es keinen “spezifisch christlichen
Klang†habe (42). Jesus sage damit die hereinbrechende Gegenwart der
Basileia an, treffe aber keine Aussage über sein eigenes Wirken und
seine eigene Identität (43).
Dagegen sei “die Täuferanfrage Gemeindebildung und gehör[e] zu
den Stücken, in denen der Täufer [von der Urgemeinde] zum Zeugnis
für Jesu Messianität aufgeboten†werde (44). Der geschichtliche Täufer,
der den apokalyptischen Feuertäufer in der Zukunft erwartete, kann
nach Bultmann und vielen anderen die ihm hier zugeschriebene Frage
gar nicht gestellt haben. Bultmann hielt also das Logion für
authentisch, die Rahmung dagegen für sekundär.
Andere hielten das gesamte Apophthegma für “eine erst
urchristliche Bildungâ€, die im Zuge der Auseinandersetzungen
zwischen Jesusjüngern und Täuferjüngern entstanden sei (45). Ein
wichtiger Vertreter dieser Sicht ist Anton Vögtle. Er führt in seinem
Beitrag zu unserem Text gegen die Echtheit von v. 5 an, “dass der
historische Täufer die Frage [in] Mt 11,3 par. schwerlich stellen
konnteâ€, weil er den apokalyptischen Feuertäufer für die Zukunft
erwartete (46), und die Antwort Jesu auch für sich genommen eine zu
eindeutige Hoheitsaussage sei, als dass sie von Jesus stammen könne.
(41) BULTMANN, Geschichte, 133. A.a.O. 135: “Enthält Mt 11,5f eine
Beziehung auf Jesus, so doch nicht notwendig auf seine messianische Rolle,
vielmehr auf seine Verkündigung, und darin wird in der Tat Jesu geschichtliches
Selbstbewusstsein ebenso zum Ausdruck kommen wie in der Urform von Lk
12,8f. Parr., nach der der Menschensohn über einen Menschen urteilen wird
gemäß seinem Verhalten zu Jesu Wortenâ€.
(42) BULTMANN, Geschichte, 163.
(43) Vgl. BULTMANN, Geschichte, 136: “Die Schilderung Mt 11,5f. Par. war
ursprünglich gemeint wie die Makarismen: die Heilszeit will jetzt kommen, und
alsbald wird man alle die Heilswunder erleben, von denen die alten Verheißungen
reden, ja man sieht – etwa in Jesu Dämonenaustreiben – die neue Zeit schon
anbrechenâ€.
(44) BULTMANN, Geschichte, 22. Die Evangelisten haben nach Bultmann, wie
schon Q, “den Sinn verengert: die Schilderung bezieht sich auf Jesu Wirken, auf
seine Wunder, die ihn als Messias legitimieren. Lk speziell hat diese Auffassung
durch den Zusatz 7,21 plump zum Ausdruck gebracht†(ebd.).
(45) Vgl. A. VÖGTLE, Das Evangelium und die Evangelien (Düsseldorf 1971)
242; vgl. auch R. PESCH, Jesu ureigene Taten? (Freiburg i. Br. 1970) 39-44. Bei
der Konzeption des Logions hat nach Vögtle (ebd.) Lk 10,23-24par “Pate
gestandenâ€.
(46) A. VÖGTLE, Evangelium, 225.