Lukas Stolz, «Das Einführen des Erstgeborenen in die 'oikoumene' (Hebr 1,6a)», Vol. 95 (2014) 405-423
The meaning of the firstborn's ei)vsagwgh/ into the oi)koume/nh in Hebrews 1,6a is greatly disputed. Proposed interpretations are the presentation of the Son after the creation, his incarnation, his baptism, his exaltation and his parousia. The arguments seem to speak for the lastmentioned and against the currently very popular exaltation reading.
05_Stolz-co_405_423 28/10/14 10:45 Pagina 413
DAS EINFÜHREN DES ERSTGEBORENEN IN DIE oivkoume,nh 413
Riggenbach, Käsemann, Michel, Schröger, Loader, Braun, Rissi,
März, Strobel und Balz 36. So heisst es z. B. bei Strobel: “Unser
Text hat das Erscheinen des Sohnes bei seiner nahen Wiederkunft
im Auge, die nach allgemeiner urchristlicher Überzeugung in der
Herrlichkeit der himmlischen Heere erfolgt” (mit Verweis auf Mk
13,26 u. a.) 37. Zu den Vertretern der Parusiethese gehört auch Hegermann,
der allerdings im Bezug auf Hebr 1,6a von einem “himmlischen
Auftakt” der Wiederkunft Christi ausgeht 38.
Wie lauten nun die angebrachten Argumente für die Parusiein-
terpretation? Für Loader ist das auschlaggebende Argument (für
die Parusie und gegen die Erhöhung), dass oivkoume,nh “normalerweise
‘die bewohnte Welt’” bedeute und es darum nicht wahrscheinlich
sei, dass der Verfasser eine himmlische Welt meine, “ohne es für
nötig zu halten, dies ausdrücklich durch einen Zusatz [wie in Hebr
2,5] zu bestimmen” 39. Nach Braun ist auch die Parallele von Hebr
1,6a zu 9,28 und 10,5 wichtig, insofern pa,lin parallel zu evk deute,rou
(9,28) zu lesen sei und es sich mit dem Ausdruck eivj th.n oivkoume,nhn
auf das erste eivse,rcesqai in die Welt (10,5) beziehe 40. Loader führt
weiter als Argument an, dass die in Hebr 1,6 geschilderte “Präsentation”
des Sohnes in seiner Macht nach Hebr 2,8 und 1,13 erst bei der
Parusie stattfinde 41. Rissi argumentiert ähnlich: “Erst die Wieder-
einführung in die Welt wird die unvergleichliche Höhe der Stellung
36
Vgl. E. RIGGENBACH, Der Brief an die Hebräer (KNT 14; Leipzig 1913)
18f; E. KÄSEMANN, Das wandernde Gottesvolk. Eine Untersuchung zum
Hebräerbrief (FRLANT 55; Göttingen 41961) 60, 68-69; O. MICHEL, Der
Brief an die Hebräer (KEK XIII, Göttingen 121966) 113, 115; F. SCHRÖGER,
Der Verfasser des Hebräerbriefs als Schriftausleger (BU 4; Regensburg
1968) 51-53; W. LOADER, Sohn und Hoherpriester. Eine traditionsgeschicht-
liche Untersuchung zur Christologie des Hebräerbriefes (WMANT 53; Neu-
kirchen-Vluy 1981) 24; BRAUN, Hebräer, 36; M. RISSI, Die Theologie des
Hebräerbriefs. Ihre Verankerung in der Situation des Verfassers und seiner
Leser (WUNT 41; Tübingen 1987) 53; C.-P. MÄRZ, Hebräerbrief (NEB.NT
16; Würzburg 1989) 25; A. STROBEL, Der Brief an die Hebräer (NTD 9/2;
Göttingen 131991) 23; H. BALZ, “oivkoume,nh”, EWNT I (32011) 1232.
37
Vgl. STROBEL, Hebräer, 23.
38
Vgl. H. HEGERMANN, Der Brief an die Hebräer (ThHK XVI; Berlin
1988) 52.
39
Vgl. LOADER, Sohn, 24: er formuliert es als rhetorische Frage.
40
Vgl. BRAUN, Hebräer, 36.
41
Vgl. LOADER, Sohn, 24: Die Herrschaft Jesu fange zwar nicht erst mit
der Parusie an, sie werde aber erst dann sichtbar (ibid.).