Lukas Stolz, «Das Einführen des Erstgeborenen in die 'oikoumene' (Hebr 1,6a)», Vol. 95 (2014) 405-423
The meaning of the firstborn's ei)vsagwgh/ into the oi)koume/nh in Hebrews 1,6a is greatly disputed. Proposed interpretations are the presentation of the Son after the creation, his incarnation, his baptism, his exaltation and his parousia. The arguments seem to speak for the lastmentioned and against the currently very popular exaltation reading.
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DAS EINFÜHREN DES ERSTGEBORENEN IN DIE oivkoume,nh 415
gemeingültigen Aussage verstanden werden können 48, was in Hebr
1,6 kaum möglich ist. Zweitens spricht gegen eine iterative Sinn-
richtung auch die Tatsache, dass es “schwer fällt, ein stets sich
wiederholendes Einführen des Erstgeborenen im Heilsgeschehen
dingfest zu machen” 49.
So müssen neben Eisele auch Grässer und Rascher, die ja alle Hebr
1,6 im Bezug auf die Erhöhung (also einem Ereignis der Vergangen-
heit) hin interpretieren, konstatieren, dass o[tan mit eivsaga,gh unbe-
streitbar futurisch gedeutet werden müsse 50. Nun ist aber die Frage,
was das beweist. Ellingworth sagt, dass dies gewiss nicht für die
Parusie sprechen müsse, weil es Zukunft für den “speaker in the
OT text” sein könne, “but past for the author of Hebrews” 51. Eisele
seinerseits führt an, dass die Handlung aus der Warte dessen als
zukünftig qualifiziert werde, “der aus Anlass der Wiedereinführung
spricht (le,gei), das heisst aus der Perspektive Gottes” 52. Darauf
kann man Folgendes erwidern: Die Person, die in Hebr 1,6a spricht,
ist unbestritten der auctor ad Hebraeos und nicht der Psalmist und
auch nicht Gott. Somit ist es grundsätzlich naheliegender, dass die
Zukunft sich auch auf die Perspektive des Redenden bezieht.
Zudem ist nur schwer erklärbar, warum der auctor ad Hebraeos,
für den die zitierten alttestamentlichen Worte in Hebr 1,5-13 immer
direkte Worte Gottes sind, plötzlich die Perspektive des Psalmisten
wiedergeben sollte (gegen Ellingworth) bzw. warum der “zeitlose” 53
Gott, der als ewiger Gott über der Zeit steht 54, plötzlich doch als
48
Vgl. 1 Tim 5,11: “Immer wenn sie Christus zuwider üppig geworden
sind, wollen sie heiraten”; Offb 9,5: “Und ihre Qual war die Qual eines Skor-
pions, [die aufkommt,] wann immer er einen Menschen sticht”; auch 1 Kor
15,27 kann man ähnlich verstehen: “Wenn es aber [allgemeingültig] heisst ... ”.
49
Vgl. EISELE, Unerschütterliches Reich, 52. Nur Karrer vertritt eine ite-
rativische Interpretation von Hebr 1,6a; nach seiner Meinung dürfen “Mo-
mente des Geschehenen” (Fleischwerdung und evtl. Erhöhung) “und des
Kommenden […] bis hin zur Parusie” “Raum behalten” (vgl. M. KARRER,
Der Brief an die Hebräer. Kapitel 1,1–5,20 [ÖTK 20/1; Gütersloh 2002] 141).
50
Vgl. EISELE, Unerschütterliches Reich, 52f; GRÄSSER, Hebräer, 77;
RASCHER, Schriftauslegung, 90.
51
Vgl. ELLINGWORTH, Hebrews, 117.
52
Vgl. EISELE, Unerschütterliches Reich, 53.
53
So EISELE selber (ibid.).
54
Was in Hebr 13,8 über den Sohn gesagt ist, gilt insbesondere auch für
den Vater, insofern der Sohn carakth.r th/j u`posta,sewj auvtou/ ist (1,3).