Klemens Stock, «Die Inspiration der Heiligen Schrift nach dem Johannesevangelium», Vol. 96 (2015) 525-549
Taking as a point of reference the recent document of the Pontifical Biblical Commission, Inspiration and Truth of Sacred Scripture, this article examines how the Gospel of John gives evidence of its inspiration by having its origin from God. Every reference to God is made through the person of Jesus. Therefore, the relationship between Jesus and his disciples is of fundamental importance for understanding the origin of this Gospel. Whereas abstract statements about inspiration can sometimes lead the reader in a false direction, the testimony of the Gospel itself is able to foster a suitable way of reading and approaching the Sacred Scriptures.
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schauend an seiner Herrlichkeit teilhaben (17,24). Diese personale
Beziehung seiner grenzenlosen Liebe und Zuneigung zu ihnen, die
bis zur Hingabe seines Lebens geht (10,11.15.17; 15,13), und ihrer
Liebe zu ihm, die sich in ihrem unbedingten Glauben an ihn ausdrückt
(16,27), ist der tatsächliche und unverzichtbare ‘Raum’, in dem
alles von ihm her und von ihnen her geschieht. In diesem ‘Raum’
offenbart er ihnen den Vater und schickt ihnen den Heiligen Geist.
In diesem ‘Raum’ empfangen sie alles, was er ihnen gibt und
schenkt. Aus diesem ‘Raum’ heraus führen sie die Sendung in die
Welt aus, die sie von ihm erhalten haben. Demnach ist die Liebe
zwischen Jesus und seinen Jüngern der ‘Raum’, in dem ihnen
Inspiration gegeben wird und sie diese aufnehmen, und in dem
diese Inspiration durch ihr Zeugnis für Jesus und dessen Annahme
zum Ziel kommt (vgl. 17,20; 20,30-31). Nichts scheint mehr mit
personaler Beziehung und Liebe verbunden zu sein als die Inspiration,
die im Johannesevangelium sichtbar wird, und zwar was ihr
Geschehen vom dreifaltigen Gott her, was ihre Aufnahme durch
die Jünger und was ihr Ziel, das Zeugnis der Jünger für Jesus zum
Wecken von Glauben und Leben, angeht.
3. Inspiration: persönliches Heil und apostolisches Wirken
Wenn wir auf das schauen, was sich im Johannesevangelium
konkret zu seiner Inspiration als seiner Herkunft von Gott zeigt,
dann kann auffallen, wie eng beim Wirken Jesu an seinen Jüngern
das Bewirken ihres persönlichen Heils und die Vorbereitung für ihr
apostolisches Wirken, für ihr Zeugnis, sei es mündlich oder schriftlich,
verbunden sind und gleichsam zusammenfallen. Der ‘Raum’ des
Mitteilens ist Glaube und Liebe und das Mitgeteilte ist ganz und
gar auf Glauben und Leben (Heil) ausgerichtet. Der Inhalt dieses
Evangeliums ist weder von Gott noch von Jesus diktiertes Wort,
sondern ist Wort, das im Glauben der Jünger aufgenommen wird
und diesen bestimmt (persönliches Heil), und ist Wort, das auf den
Glauben und das Leben der Adressaten hin bezeugt und aufge-
schrieben wird (apostolisches Wirken).
Die grundlegende Beobachtung ist die folgende: Der Mitteiler
und dass Mitteilen (Inspiration) und das Mitgeteilte (Inhalt) gehören
eng zusammen. Wir können auch sagen: Gott offenbart Gott. Gott
sendet seinen Sohn, damit der Sohn den Vater bekannt mache. Es
ist die Aufgabe des Geistes der Wahrheit, nach der Heimkehr des